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Winter-Linde

Winter-Linde Tilia cordata

Tilia cordata

"Sie kommt 300 Jahre, sie steht 300 Jahre, sie vergeht 300 Jahre." So verkündet der Volksmund. Und da ist tatsächlich etwas Wahres dran: Mangelt es wie bei der Linde an stabilisierendem Lignin und fäulnisresistenten Gerbstoffen, haben es Bakterien und Pilze leicht. Das Resultat: Ein irgendwann hohler, aber dennoch bis ins hohe Alter vitaler Baum, der im wahrsten Sinne des Wortes mit zunehmendem Alter über sich hinaus wächst. Wer's nicht glaubt, überzeuge sich selbst etwa 20 km südlich auf dem Friedhof Alt Polchow. Hier schindet die mit 9,4 m Stammumfang größte und mit tausend Jahren auch älteste Linde Norddeutschlands mächtig Eindruck.

Die Linde war schon in der Jungsteinzeit ein dem Menschen freundlich gesinnter Baum. Kleidung aus verarbeitetem Lindenbast war damals der letzte Schrei, wie Grabbeigaben offenbaren - ein Baum mit nur 35 cm Stammdurchmesser liefert ca. 45 kg Bast. Das wussten auch noch die alten Griechen, die den Baum als "Tilos" (Faser) bezeichneten. Die Römer haben daraus "Tilia" gemacht, wie die Linde heute bei den Botanikern heißt. Neben Fasern liefert eine Linde zudem eine Menge Blüten, die nicht nur Bienen glücklich machen, sondern als Tee Husten und Halsschmerzen "lindern".

Winter-Linde Tilia cordata

Bei so vielen guten Eigenschaften ist es nicht verwunderlich, dass die Linde schon früh als Volksbaum gekürt wurde, unter dem seit jeher gelacht, getanzt, geheilt, geliebt und Recht gesprochen wurde. Ohne Linde also kein Dorf in über 1.100 Ortsnamen findet sie sich wieder: Leipzig etwa leitet sich aus dem slawischen „Lipsko" ab, das nichts anderes bedeutet wie "Lindenort". Auch der schwedische Altmeister der Botanik, Carl von Linnè, war offenbar aus Lindenholz geschnitzt.

A propos Schnitzen: "lind" heißt "weich, geschmeidig". Nicht nur Parasiten, sondern auch Holzkünstler profitieren vom Ligninmangel, denn das weiche und geschmeidige Holz lässt sich eben deshalb wunderbar schnitzen. Und weil die Linde auch seit jeher als „lignum sacrum", also als heiliges Holz gilt, sind die meisten Altare, Heiligenstatuen und Epitaphe aus eben diesem Holz geschnitzt. Überzeugen kann man sich davon unter anderem in der Thelkower Kirche, die mit einem Epitaph der Familie von der Lühe von 1680 geschmückt ist.

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