Landhaus Schloß Kölzow:

Schwarz-Erle

Schwarz-Erle Alnus glutinosa

Alnus glutinosa

"Hei is bien leiwen Herrgott im Ellerbrauk!" ist ein altes mecklenburgisches Sprichwort und heißt: Er ist beim lieben Herrgott im Erlenbruch. Diese düstere Botschaft weist nicht etwa in Richtung Himmel, sondern zur Unterwelt, die nach damaliger, eigentlich unchristlicher Ansicht in den von Schwarzerle geprägten Moorsümpfen zu finden war. Erlenbrüche galten lange Zeit als unheimliche, dem Totenreich vorbehaltene und deshalb stets zu meidende Standorte. Lediglich Druiden war es ob ihrer Weisheit und Zauberkraft vorbehalten, Moore und Sümpfe zu betreten, um dort ihre Menschenopfer dem Totenreich zu übergeben. Nur, wenn die Opfer im Sumpf versanken, galten sie von den Göttern als angenommen. Wehe dem, dessen Gabe nicht im torfigen Schwarzwasser unterging: Erfolglose Druiden und andere unvorsichtige Gesellen lockte die unheimliche Irrle oder Else, das Erlenweib, ohne Aussicht auf Rückkehr in den Sumpf. Wer es gar wagte, eine Erle aus dem Sumpf zu schlagen, wurde zum ersten und letzten Mal Zeuge eines schaurigen Ereignisses: An der Schnittstelle beginnen Stamm und Stumpf alsbald an, regelrecht zu bluten - das zunächst weißlich-hellgelbe Holz beginnt sich nach einem Schnitt schnell rot zu färben. Eindeutig Hexerei, wie zwei weitere Redewendungen offenbaren: "Rotes Haar und Erlenloden wachsen nicht auf gutem Boden." sowie "Erlenholz und rotes Haar sind aus gutem Grunde rar."

Schwarz-Erle Alnus glutinosa

Letzteres ist heutzutage nicht mehr korrekt, denn rar ist das hervorragend aussehende und leicht zu bearbeitende Erlenholz wahrlich nicht mehr. So mancher als Kostbarkeit gehandelter Mahagonischrank entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als rötlich-braun gebeizte Erle, deren homogene Struktur dem Mahagoni sehr ähnlich sehen kann. Erle ist darüber hinaus nicht nur ein vorzügliches Möbelholz,
sondern hat sich im landschafts- und Hausbau bereits vor Jahrhunderten bewährt. So wurde beispielsweise halb Venedig auf Erlenstämmen gegründet; geschlagenes Erlenholz wird im Wasser deutlich härter und erreicht so die Haltbarkeit von Eichenholz. Bei Förstern ist die Schwarzerle inzwischen äußerst beliebt, weil sie zum einen zu teurem Mahagoni umgebeizt werden kann, zum anderen nach bereits 25 Jahren schlagreif ist und anschließend aus dem Stumpf wieder selbst austreibt. Wenn das mal mit rechten Dingen vor sich geht...

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